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Fall 6: Auflösung

Lerninhalte

  • Lungenarterienembolie

CT Thorax mit Kontrastmittel

Es zeigen sich Kontrastmittel-Aussparungen in sämtlichen Lungenarterien: ein flottierender Thrombus in der rechten > linken Pulmonalarterie (orangener Kreis), intraluminale flächige Kontrastmittelaussparrungen in den Segmentarterien inklusive Abgängen rechts und links (orangene Pfeile) und auch in subsegmentalen Lungenarterien (weiße Pfeile).

Hier siehst Du die begleitenden Zeichen der Rechtsherzbelastung:

Der rechte Ventrikel ist im Vergleich zum linken Ventrikel deutlich vergrößert (orangener Durchmesser: rechter Ventrikel / weißer Durchmesser: linker Ventrikel; RV/LV Ratio > 1). Zusätzlich zeigt sich ein deutlicher Kontastmittel-Reflux in die Lebervenen (Kreis). Eine Infarktpneumonie lässt sich dagegen nicht nachweisen.

Bei der Patientin lag eine massive zentrale und periphere Lungenarterienembolie auf Grundlage einer postoperativen tiefen Beinvenenthrombose vor. Aufgrund der massiven Thrombuslast und der ausgeprägten akuten Rechtsherzbelastung sowie einer zunehmenden hämodynamischen Instabilität wurde die Patientin unmittelbar einer interventionellen Thrombektomie zugeführt. Aufgrund der kürzlich stattgehabten OP war eine systemische Lysetherapie ohnehin kontraindiziert. Zusätzlich wurde mit einer Antikoagulation mittels Heparin-Perfusor begonnen. Hierunter besserte sich der Zustand der Patientin und sie konnte hämodynamisch stabil auf die Überwachungsstation verlegt werden.

Die Lungenarterienembolie entsteht durch den Verschluss einer oder mehrerer Lungenarterien durch Einschwemmen von Thromben (seltener Lipiden oder anderem Fremdmaterial), meist aus dem Zuflussgebiet der V. cava inferior. Die Lungenarterienembolie ist im Röntgenbild nicht abgrenzbar. Es gibt zwar gewisse indirekte Zeichen, die in Lehrbüchern gelegentlich beschrieben werden (z.B. Abbruch von Lungengefäßen), aber in der Realität werden diese nicht wirklich angewandt. Bei Vorliegen einer Infarktpneumonie lässt sich diese im Röntgenbild abgrenzen; allerdings sind die Zeichen hier unspezifisch und nicht unbedingt hinweisgebend auf die zugrundeliegende Ursache.

Die Methode der Wahl zum Nachweis einer Lungenarterienembolie ist die CT-Angiographie der Pulmonalarterien. Damit man die Pulmonalarterien optimal kontrastiert darstellen kann, bedarf es eines speziellen Untersuchungsprotokolls. Deshalb ist es auch extrem wichtig, zu wissen, wonach eigentlich gesucht werden soll – Stichwort: Anamnese und klinische Konstellation! Wenn nicht die Frage nach einer LAE explizit in der Anforderung geäußert wird, kann diese Frage auch definitiv nicht (sicher) beantwortet werden, da die Kontrastmittelphase bei der üblichen Akquisition einer CT des Thorax dann nicht passt.

In der CT Thorax zeigt sich die Lungenarterienembolie als Kontrastmittelaussparung in den Pulmonalarterien, wobei zwischen der zentralen (im Truncus pulmonalis oder den proximalen Pulmonalarterien) und der weiter peripher gelegenen Lungenarterienembolie unterschieden wird.

Wichtig bei der Beurteilung der Untersuchung ist noch die Aussage über das mögliche Vorliegen einer Rechtsherzbelastung; hierbei wird bewertet, ob der Durchmesser des rechten Ventrikels den des linken Ventrikels übersteigt. Ein weiterer Hinweis auf eine Rechtsherzbelastung ist es, wenn sich das über den Arm gegebene Kontrastmittel in der pulmonalarteriellen Phase bis in die Lebervenen zurückstaut.


Weiterführende Literatur:

  • Han D et al. 2003: Thrombotic and Nonthrombotic Pulmonary Arterial Embolism: Spectrum of Imaging Findings; doi:10.1148/rg.1103035043
  • Ghaye B et al. 2006: Can CT Pulmonary Angiography Allow Assessment of Severity and Prognosis in Patients Presenting with Pulmonary Embolism? What the Radiologist Needs to Know; doi:10.1148/rg.261055062