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Fall 24: Auflösung

Lerninhalte

  • Glioblastom
  • MRT-Sequenzen

MRT Schädel mit Kontrastmittel

Es zeigt sich eine sehr ausgedehnte bifrontale, girlandenförmig randständig Kontrastmittel anreichernde Raumforderung mit Infiltration des vorderen Balkens. Die FLAIR hyperintensen Veränderungen um die solide Raumforderung dehnen sich in das frontale Marklager bis zum Kortex und auch bis zu den rechtsseitigen Stammganglien aus (orangene Pfeile). Durch die Infiltration des Balkens werden die unterliegenden Strukturen, die Seitenventrikelvorderhörner komprimiert bzw. infiltriert (weiße Pfeile). Der Befund ist typisch für ein Glioblastom (früher in diesem Fall aufgrund des Aussehens auch “Schmetterlingsgliom” genannt).

Glioblastom:

Das Glioblastom ist der häufigste primäre Hirntumor beim Erwachsenen und macht etwa 50% aller Astrozytome aus. Der Altersgipfel liegt bei 65-75 Jahren. Bis vor Kurzem nannte man das Glioblastom noch „Glioblastoma multiforme“; das „multiforme“ wurde aber in der aktualisierten WHO-Klassifikation gestrichen. Um ein bisschen für Irritationen zu sorgen, ist die Abkürzung „GBM“ aber dennoch immer noch geläufig und auch international akzeptiert.

Das Glioblastom ist ein high-grade Astrozytom und zeichnet sich durch sein aggressives Wachstum, seine Therapieresistenz und eine schlechte Prognose aus. Wie in unserem Fall auch zu sehen, tendiert das Glioblastom dazu, sich entlang der weißen Faserbahnen wie zum Beispiel entlang des Corpus callosum auszubreiten und so die kontralaterale Hemisphäre zu infiltrieren.

Glioblastome werden in primäre und sekundäre Glioblastome klassifiziert, wobei das primäre Glioblastom de novo im Hirnparenchym entstehen (90% aller Glioblastome), während das sekundäre Glioblastom sich aus einem vorbestehenden low-grade Astrozytom entwickelt (10% aller Glioblastome). Die sekundären Formen weisen dabei meist eine Mutation in den IDH-Genen auf, während primäre Formen in der Regel einen IDH-Wildtyp aufweisen und meist aggressiver als die sekundären Formen sind.

In der MRT ist das Glioblastom in der Regel ein relativ charakteristischer Befund; natürlich ist die Abgrenzung z.B. gegenüber anderen höhergradigen Astrozytomen oder anderen Hirntumoren rein bildgebend nicht immer möglich, aber zumindest die Verdachtsdiagnose eines höhergradigen hirneigenen Tumors lässt sich meist stellen. Dies indiziert dann in der Regel eine weiterführende bioptische Abklärung.

Charakteristische Merkmale des Glioblastoms in der MRT sind:

  • T1w nativ: hypo- bis isointense Raumforderung innerhalb der weißen Substanz; zentral heterogenes Signal durch Nekrosen oder – seltener – Einblutungen
  • T1w post KM: variables, aber nahezu immer vorhandenes Kontrastmittelenhancement; typischerweise peripher betont, irregulär und mit nodulären Komponenten; umgibt üblicherweise die Nekroseareale
  • T2w / FLAIR: hyperintenses Signal; umgebendes vasogenes Ödem, gelegentlich kann man Flow voids innerhalb der Raumforderung sehen
  • T2*/SWI: Suszeptibilitätsartefakte von Blutprodukten
  • DWI/ADC: solide Komponenten weisen i.d.R. eine moderate Diffusionsstörung auf; der ADC-Wert korreliert dabei mit dem WHO Grad

MRT-Sequenzen:

Hier siehst Du einige MRT Standard-Sequenzen des Schädels zum Vergleich:

  • T1w: Man nennt T1-Sequenzen auch „anatomische“ Sequenzen. Sie kommen dem CT-Bild am nächsten. Bei MRT-Untersuchungen des Neurokraniums stellt sich die graue Substanz (Kortex) grau dar, während die weiße Substanz (Marklager) weiß abgebildet wird.
  • T2w: Gewebe mit langen T2-Relaxationszeiten (z.B. Wasser, Liquor) weisen eine hohe Signalintensität auf und werden hell abgebildet. 
  • FLAIR-Sequenz als „Such“ Sequenz in der Diagnostik des Neurokraniums; in der FLAIR wird das Signal der Liquorräume selektiv unterdrückt und damit schwarz / hypointens abgebildet. Beachte die Ähnlichkeit mit der T1-Sequenz: jedoch ist in der FLAIR das Marklager dunkler als der Kortex (in der T1w ist es genau andersrum).
  • T2*w oder susceptibility-weighted imaging-Sequenzen (SWI) zur Darstellung von Blutabbauprodukten sowie Kalzifikationen
  • Diffusionswichtung (DWI+ADC) zur Charakterisierung von Pathologien (Infarkt / Entzündung / Neoplasie)


Weiterführende Literatur:

  • Blanchet L et al. 2011: Discrimination Between Metastasis and Glioblastoma Multiforme Based on Morphometric Analysis of MR Images; doi:10.3174/ajnr.A2269
  • Law M et al. 2022: High-Grade Gliomas and Solitary Metastases: Differentiation by Using Perfusion and Proton Spectroscopic MR Imaging; doi:10.1148/radiol.2223010558