Fall 16: Epikrise
Wichtig ist, dass das PRES nicht immer klassisch mit symmetrischem parietookzipitalen (vasogenen) Ödem einhergeht. Atypische Lokalisationen wie Frontallappen, Temporallappen und Hirnstamm oder asymmetrische Befallsmuster sind (entgegen dem Namen) möglich.
Die hier angegebene Klinik (Kopfschmerzen, Sehstörungen und Krampfanfall), welche akut eingetreten sind, sind typisch für ein PRES. Häufig liegen auch internistische Begleitsyndrome wie eine hypertensive Krise oder Entgleisung vor. Die Differentialdiagnose von Ödemen bei zugrunde liegenden Raumforderungen ist weniger wahrscheinlich – zum einen sieht man keine soliden Raumforderungen innerhalb der Ödeme, zum anderen wären Anamnese und auch das Alter der Patientin untypisch für das Auftreten von Metastasen oder Abszessen.
Es gibt mehrere Triggerfaktoren für das Auftreten eines PRES:
- Hypertension, insbesondere in der Schwangerschaft bei Präeklampsie/Eklampsie
- Medikamente: Immunsuppressiva, zytotoxische Medikation, z.B. Chemotherapeutika
- Erkrankungen: Hämolytisch-urämisches Syndrom (HUS), Thrombotisch-thrombozytopenische Purpura (TTP), systemischer Lupus Erythematodes
- Sepsis
Die MRT bestätigte in diesem Fall den Befund des PRES:
a. und b. FLAIR-Sequenzen. In der MRT sind die ödematösen Veränderungen als FLAIR Hyperintensitäten von subkortikalen Marklager und Kortex beidseits temporookzipital (a) und parietal (b) gut erkennbar (Pfeile) und vereinbar mit einem PRES. Ein Korrelat in weiteren Sequenzen (T1 post KM oder DWI) lag nicht vor.
Die Patientin wurde stationär intensivmedizinisch behandelt. In der Verlaufs-MRT nach 3 Wochen war das vasogene Ödem bereits deutlich rückläufig.