Exkurs: Koronarsegmente und standardisierte Nomenklatur
Wir haben gerade unseren ersten Plaque beschrieben und damit einen Einstieg in die Befundung der Koronar-CT gefunden. Allerdings hast Du Dir wahrscheinlich schon gedacht, dass eine Beschreibung à la “Verkalkter Plaque mit milder Stenose in der LAD” noch nicht vollständig präzise ist und hier noch etwas fehlt. Für unsere Zuweiser*innen und das weitere Prozedere ist es unter Umständen sehr relevant, wo in der LAD dieser Plaque liegt (gerade bei mutmaßlich höhergradigen Stenosen).
Genau hierfür gibt es – wie für fast alles bei der Herz-CT – eine standardisierte Nomenklatur, welche die anatomische Zuordnung von Plaques und/oder Stenosen zu den verschiedenen Koronararterien-Segmenten ermöglicht. Dabei haben wir 2 Möglichkeiten:
1. Wir richten uns nach der segmentalen Einteilung der Koronararterien analog des sogenannten 15- bzw 16-Segment-Modells der American Heart Association (AHA, 1976) und bezeichnen die einzelnen Koronarsegmente mit den entsprechenden Zahlen (s. Abb. unten). Der LM ist also das Segment 5, die proximale RCA das Segment 1, und so weiter. Wir können dann also schreiben “Verkalkter Plaque mit milder Stenose im Segment 6” und jede*r Zuweiser*in sollte wissen, dass wir damit das proximale Segment der LAD meinen.
2. Gerade, weil diese standardisierte Nomenklatur (genauso wie auch die CAD-RADS 2.0 Klassifikation) eben aber nunmal nicht jedem Zuweiser geläufig ist (hier lohnt sich wieder die Abstimmung im Vorfeld!), kann man anstelle der Segment-Ziffern die Bezeichnungen “proximale / mittlere / distale” LAD / LCx / RCA verwenden.
Aber woher weiß ich, wo diese einzelnen Segmente sind? Auch das ist nämlich wieder standardisiert – also nicht einfach so nach Bauchgefühl zuzuordnen. Bei der LAD richtet sich die Einteilung nach den Abgängen der Diagonaläste. Bis zum Abgang des D1 ist es die proximale LAD, danach die mittlere LAD und nach dem Abgang des D2 dann die distale LAD. Kleine Seitnotiz am Rande: das ist eine Einteilung speziell für die Herz-CT; im Original-Segment-Modell richtet sich diese Einteilung nämlich nach den Abgängen der Septaläste. Weil wir die im CT aber nicht zuverlässig sehen, hat man sich darauf geeinigt, sich stattdessen nach den Diagonalästen zu richten.
Bei der LCx ist es ganz ähnlich: bis zum Abgang des OM1 ist es die proximale LCx, danach dann die distale LCx (hier gibt es also kein mittleres Segment!).
Bei der RCA ist es ein bisschen anders; hier richtet sich die Einteilung nicht nach den Abgängen von Gefäßästen, sondern nach dem Verlauf der RCA. Die Trennung zwischen proximalem und mittleren Segment liegt auf der Hälfte der Strecke zwischen rechtem Koronarostium und dem Umschlagspunkt zwischen anteriorem und diaphragmalen rechten Ventrikel (also übersetzt da, wo die RCA auf die Hinterwand umbiegt). Ab da (also ab dem Umschlagspunkt zwischen anteriorem und diaphragmalen rechten Ventrikel) ist es dann die distale RCA.
Welche dieser beiden Varianten Du im Alltag verwendest, hängt letztlich von Deinen eigenen Präferenzen und vor allem auch von denen Deiner Zuweiser*innen ab. Wichtig ist hierbei einfach wie immer nur, dass ihr dieselbe Sprache sprecht.