Allgemeine Tricks & Tipps für die Prüfung
Diesen Kurs haben wir geschaffen, um Dir das Fallbasierte Lernen näher zubringen. Damit kannst Du Dein Wissen festigen und simulieren, wie Du in der Prüfung auf die Fragen geantwortet hättest.
Folgende Tipps möchte ich Dir noch an die Hand mitgeben:
1. Grundsätzliches:
Radiologie wird im mündlichen Staatsexamen als drittes (als Dein Wahlfach) oder viertes Fach (zugelost / kein Wunschfach) am 2. Tag des Examens geprüft. Das bedeutet, dass Dich der radiologische Prüfer / die radiologische Prüferin erst am 2. Tag erst kennenlernt. Für Dich heißt es, dass Du Dich – egal wie der 1. Examenstag verlaufen mag (auch wenn Du z.B. ein schlechtes Gefühl hattest) – ganz neu präsentieren kannst. Nutze dies und starte am 2. Tag losgelöst vom 1. Tag.
Generell gelten alle Verhaltensregeln und Tipps, die Du für eine mündliche Prüfung im Hinterkopf behalten solltest:
- Kleide Dich dem formellen Anlass gerecht: Deine Garderobe sollte professionell sein und darf auch gern schick und modern sein – suche Dir eine Garderobe aus, bei der Du Dich jedoch auch wohlfühlst; das strahlst Du dann automatisch nonverbal aus. Fühlst Du Dich dagegen unwohl in Deiner Garderobe, überträgt sich das ebenfalls automatisch auf Deine Körpersprache.
- Halte Blickkontakt und finde eine passende Sitzposition: Ziel ist es gegenüber den Prüfer*innen entspannt und selbstbewusst aufzutreten. Die Sitzposition kannst Du vorher üben – vermeide in der Prüfung ständig die Position zu ändern (kein “Zappelphilipp”).
- Rede laut, deutlich und achte auf Dein Sprachtempo: Gerade wenn man nervös ist, neigt man dazu schneller, leiser und undeutlicher zu reden – das kann dazu führen, dass Du zwar inhaltlich alles korrekt sagst, es aber beim Prüfer gar nicht ankommt. Er überhört es schlichtweg, was zu Nachfragen und Unterbrechungen Deines Redenflusses führen kann. Deinerseits bist Du dann wiederum irritiert, wenn Du wiederholt das selbe gefragt wirst und wirst dann ggf. die Antwort (obwohl Du sie weißt!) nicht noch einmal wiedergeben.
- Unterbreche die Prüfer*innen nicht: Hör zu, was sie sagen und warte entspannt mit Deiner Antwort bis sie fertig sind.
- Übe die Begrüßung und das Prüfungsgespräch mit Deiner Prüfungsgruppe: verteilt die Rollen und spielt Altprotokolle komplett durch. Achtet dabei insbesondere auf die nonverbalen Signale / Körpersprache. Dabei kann man sich individuell auch Dinge von anderen Prüflingen abschauen und sich selbst besser reflektieren.
Mit den oben genannten Punkten, kannst Du auf einfache Weise (hier geht es nicht um fachliche Inhalte!) bei den Prüfer*innen punkten. Ein (angemessenes) selbstbewusstes und entspanntes Auftreten mit respektvollem Umgang des Gegenübers vermitteln bei den Prüfer*innen, dass Du auch die fachlichen Voraussetzungen (z.B. Selbstsicherheit, Belastbarkeit) für die ärztliche Tätigkeit mitbringst. Durch dieses “Vorurteil” lassen sich ggf. auch fachliche Minuspunkte ausgleichen.
2. Das Prüfungsgespräch:
Merke: Dein Ziel ist es, die maximale Zeit des Prüfungsgespräch selbstständig zu verbrauchen. Im Umkehrverschluss sollte Deinerseits vermieden werden, dass Prüfer*innen sich vorzeitig einmischen und Dich unterbrechen müssen (für Dich optimal: je weniger die Anzahl der Nachfragen, desto besser!).
Es gibt in der Regel 2 Arten von Prüfern:
- Prüfer 1 ist direkt und ungeduldig und erwartet, dass Du eher kürzere Antworten gibst und “schnell zur Sache” kommst. Er prüft gerne Detailwissen bzw. fordert bestimmte Stichworte ein, die Du genau so wiedergeben sollst (z.B. “Pneumatosis” statt “Luft in der Darmwand”). Lass Dich dadurch nicht verunsichern – Du kannst auch vorsichtig nachfragen!
- Prüferin 2 ist geduldig und erwartet, dass Du ruhig vorgehst und ausschweifende Antworten gibst. Sie überlässt Dir in der Regel den Antwortspielraum, sodass Du Dich von allgemeinen Themen selbststeuernd zum Detailwissen herantasten kannst.
Kenne diese unterschiedlichen Prüfungsstile und stell Dich darauf ein! Prüfer 1 wird schnell genervt sein, wenn Du ausschweifende Antworten gibst. Prüferin 2 wird es als unzureichend empfinden, wenn Du nur Telegrammstil-Antworten gibst.
Weiteres Tipps zum Prüfungsgespräch:
- Versuche immer in ganzen zusammenhängenden Sätzen zu antworten: Erstens, weil es einfach kompetenter wirkt (auch bei Prüfer 1) und zweitens, weil es die Gesamtzeit betrachtet, günstiger für Dich ist.
- Struktur, Struktur, Struktur: Die 1. Frage ist typischerweise eine “offene” Frage, z.B. “Was wissen Sie über Kontrastmittel?” Dabei solltest Du immer versuchen, Deine Antworten von allgemeinen Wissen zum speziellen (Detail-)Wissen zu strukturieren. Es sollte zusätzlich auch immer ein roter Faden erkennbar sein – wenn die Prüferin keinen roten Faden erkennt, wird sie nachfragen und Deine Chance der langen Antwort ist vorzeitig beendet.
- Erwähne – wenn möglich – keine Inhalte zum Ende der Antwort, die Du nicht im Detail kennst: Falls Du die offenen Fragen bis zum Schluss gut strukturiert hast und mit bestimmtem Detailwissen endest (z.B. “Neben den genannten intravenös und oral gegebenen Röntgen-Kontrastmitteln, gibt es auch liquorgängige Kontrastmittel.”), achte darauf, dass Du Nachfragen zum Detailwissen beantworten kannst. Hier würde die Prüferin wahrscheinlich sagen “das ist ja sehr speziell – können sie das liquorgängige Kontrastmittel benennen? Wofür wird es genau verwendet?” Kennst Du die Details nicht – dann erwähne das Thema nicht in Deinem “Monolog”.
- Du kannst das Gespräch steuern: Es gibt immer Themen, die einem mehr liegen als andere – wenn Du Deine Antworten gut strukturierst, kannst Du bewusst immer wieder Stichpunkte / Themen einbeziehen, z.B. bei einem Prüfer mit neuroradiologischem Hintergrund die “mechanische Thrombektomie” erwähnen. Der Prüfer wird es sehr wahrscheinlich aufnehmen (weil er ja auch gern drüber spricht) – stelle nur sicher, dass Du Deine vorgeplanten Themen auch wirklich kennst!
- Vermeide lange Pausen: Die ersten Sätze Deiner 1. Antwort sollten auch nicht “aus der Pistole geschossen kommen”. Überlege (gedankliche Struktur aufbauen!) und antworte dann entspannt. Vermeide jedoch im weiteren Gespräch lange Pausen – denn dann wirst Du sehr wahrscheinlich von der Prüferin unterbrochen werden (die Prüferin könnte denken, Du “schwimmst” und bist unsicher). Du kannst (falls Du nicht weiter weißt und wirklich gerne länger überlegen würdest) einfach über das sprechen, was Du gerade denkst – bei der Bildbeschreibung z.B. “Von der Klinik hätte ich einen Schlaganfall vermutet, aber im Bild sehe ich keine Hyperdensitäten, die auf eine Blutung deuten.” Meistens versuchen Prüfer*innen Dir Hilfestellungen anzubieten und Dich mit gezielten Fragen zur richtigen Antwort zu lenken.
Zu guter Letzt: Die meisten Prüfer*innen sind Dir wohlgesonnen – jeder Prüfer / jede Prüferin wünscht sich selbst ein entspanntes Prüfungsgespräch mit Dir und möchte Dein “Bestehen” abzeichnen. Der Dokumentationsaufwand bei Nichtbestehen eines Prüflings ist übrigens erheblich.